Es war nicht immer selbstverständlich zu Zweit zur Paartherapie zu gehen. Paartherapie gibt es jetzt seit über 100 Jahren, aber sie ist nicht mehr vergleichbar mit ihren Anfängen. Damals bedeutete Paartherapie, dass eine/r (meistens jener, der das Sagen hatte) den anderen zur Therapie geschickt hat, weil er/sie der Meinung war, dass mit dem/der PartnerIn etwas nicht stimmt. Dementsprechend sollte der Therapeut (damals meist ein Psychoanalytiker) dafür sorgen, dass der andere wieder funktioniert. In späteren Jahrzehnten ging dann jeder zu seinem eigenen Psychotherapeuten, ebenfalls mit wenig Erfolg.

 

Nicht der Mensch kränkelt, sondern die Beziehung

Bei Beziehungsproblemen allein zum Psychotherapeuten zu gehen, kann sehr angenehm und entlastend sein. Therapeuten haben viel Verständnis für die Nöte der Menschen, und dementprechend fühlt sich der Mensch dort wohltuend gut gesehen und gehört. Als Psychologe und Psychotherapeut kann man ja jede Sichtweise grundsätzlich gut nachvollziehen. In der Einzeltherapie wird der Klient allerdings nur die eigene Sicht übermitteln. Das hilft aber der Beziehung nicht weiter, im Gegenteil, oft verschärft sich dadurch sogar die Krise.

 

Die Probleme entstehen im Zusammenspiel

Normalerweise entstehen Beziehungsprobleme durch ein subtiles Zusammenspiel beider Partner. Beide sehen aber natürlich meist den alleinigen Grund für die Schwierigkeiten jeweils beim anderen. Man kann sich das bildlich wie einen Abgrund vorstellen, der sich nach der Verliebtheitsphase zwischen den beiden auftut. Beide stehen dann am Rand des Abgrunds auf jeweils einer Seite. Und was können sie sehen? Natürlich nur jenen Teil des Abgrunds, der auf der jeweils anderen Seite zu sehen ist. Die besten Lösungen kann man aber nur finden, wenn beide Seiten wahrgenommen werden.

 

Beide Seiten müssen gehört werden

Dementsprechend müssen beide Partner gemeinsam zur Paartherapie kommen, denn nur so kommen beide Seiten auf den Tisch. Das Beste und Wichtigste dabei ist: Mit Hilfe des Imago Dialogs können sie sich konstruktiv und zielführend miteinander austauschen. Allein dadurch beginnen sie bereits, die entstandene Kluft ein Stück weit zu überbrücken. Als Paartherapeut kann ich dann helfen, alle Themen passend anzusprechen und gemeinsam gute Lösungen zu finden.

 

Was tun wenn der Partner nicht mitkommen will?

Ich empfehle dem „therapiewilligen“ Partner wirklich alles zu tun, um den Partner zu motivieren. Sollte das in Einzelfällen unmöglich sein, könnte er/sie auch selber einen Paartherapie Termin ausmachen und wenn notwendig auch allein kommen. Oft kommt der Partner mit, wenn er sieht, dass sich der/die Therapiewillige nicht beirren lässt. Das ist ein Vorteil für ihn/sie: Wenn er/sie dann doch mitkommt, kann er/sie die eigene Sicht einbringen und ich kann beide in einen Dialog führen.

Sollte wirklich nur einer kommen, muss ich als Paartherapeut unbedingt die Falle vermeiden, nur den Anwesenden zu hören und zu verstehen. Ich beziehe den abwesenden Partner deshalb mit verschiedenen Mehoden in die gemeinsame Arbeit ein, fast wie wenn er anwesend wäre. Auch die sich daraus ergebenden praktischen Schritte richten sich danach, wie sehr sie der Beziehung dienen. Damit kann man einen guten ersten Schritt machen.

 

Selbstcoaching im Dialog

Auch alle unsere Selbstcoaching Programme auf https://lieberetten.com sind genau nach diesem Prinzip aufgebaut. Bei diesen angenehmen Beziehungshelfern für daheim kommen Sie zwar nicht miteinander zu uns in die Praxis, alle Anleitungen sind aber genauso darauf ausgerichtet, gut in Verbindung zu kommen, zu jedem Thema immer beide Seiten zu beleuchten und daraus gemeinsam die besten Wege für Ihre Ziele abzuleiten.

 

Es ist also grundsätzlich alles möglich, letztlich braucht man aber den Partner mit ihm Boot, wenn man anspruchsvolle Ziele will. Falls Sie also einmal daran denken, sich eine Paartherapie oder eines unserer Selbsthilfe Programme zu gönnen, dann kann ich nur raten: Genießen Sie dieses Abenteuer gemeinsam!  🙂

Dr. Maximilian Schallauer