Unser wunderschöner Segeltörn in den griechischen Kykladen wurde überschattet durch unverständlich kundenfeindliches Verhalten unseres Vercharterers Herm** Yachting in Lavrion, das sich bis zum Psychoterror und offensichtlichen Schikanen steigerte. Dennoch konnten wir die gute Laune an Bord halten und haben sogar daraus gelernt.

Überschaubares Problem und gute Lösung

Nach einer Woche schönem Segeln ab Lavrion gingen wie geplant am 14.7.2025 zwei Paare im Süden von SANTORIN von Bord, ihren Platz nahmen 3 seefeste Männer ein. Nach dem Crewwechsel ließen wir nach einigen Seemeilen in einer schönen Bucht den Anker fallen, um sie ordentlich zu begrüßen.

Danach wollten wir den Anker lichten und in Richtung PHOLEGANDROS und MILOS ablegen. Doch der Anker rührte sich nicht. Schnell stellte sich heraus, dass die Verbindung zwischen Ankergetriebe (befindet sich unter Deck) und Ankerwinde (sichtbarer Teil ober Deck) abgebrochen war. Wir sicherten den ausgebrachten Anker und verständigten unseren Vercharterer.

Wer öfter segelt weiß, dass auf einem Segeltörn alle möglichen technischen Probleme auftreten können. Üblicherweise bemühen sich die Vercharterer, das Problem so schnell wie möglich und mit Rücksicht auf die Route des Charterers zu lösen. Auch als Charterer bin ich bemüht, dabei so gut wie möglich zu kooperieren.

Der Mitarbeiter am Online Service fand auch schnell in MILOS einen Platz, wo Techniker das Ankergetriebe reparieren konnten und in der wir ohne Anker per Mooring anlegen konnten. Das war eine unkomplizierte Lösung, sogar mit einem Schuß Abenteuer.

Unser Vercharterer hätte in Ruhe den Ersatzteil nach Milos schicken können. Wir selbst hätten kaum Zeit verloren und vor allem auf der Route von SANTORIN in Richtung MILOS wunderbar am Wind segeln können.

Wir verbrachten die Nacht in unserer Ankerbucht, um uns für die Herausforderung der nächsten Tage gut vorzubereiten.

 Autoritäre Order nach Paros zu segeln

Am nächsten Tag, Sonntag 15.6. hoben wir Anker + 30 m Kette per Hand und starteten Richtung MILOS. Wir waren darauf vorbereitet, bei einem Ankerstopp in der sicheren Vathi Bucht auf Pholegandros den Anker mit Hilfe von Leinen händisch zu bedienen.

Für uns völlig überraschend bekamen wir noch in der Caldera von SANTORIN die unmissverständliche Aufforderung des Vercharterers, nicht nach MILOS sondern nach PAROS zu fahren, und zwar „without further diskussions“. Ich weiß bis heute nicht, ob diese Entscheidung ein unerfahrender Mitarbeiter getroffen hat, oder ob sich ein Chef eingeschalten hat. Wir entschlossen uns im Team, diesem autoritären Befehl zu folgen, um unsere Versicherung nicht zu gefährden.

Diese Anweisung nach PAROS zu fahren diente offensichtlich nur den Interessen des Vercharterers, denn natürlich ist es für ihn billiger, wenn der Techniker nur ein paar Schritte gehen muss um ein Ersatzteil einzubauen. Für uns und auch für das Schiff bedeutete es aber eine enorme Belastung, denn wir mussten 65 sm (über 121 km) ! direkt gegen starken nördlichen Wind mit Spitzen bis 35 kn, entsprechende Wellen und auch Gegenstrom ankämpfen, statt angenehm in Richtung MILOS zu segeln.

Nach über 14 Stunden auf See erreichten wir kurz vor Mitternacht den Hafen Paroika auf PAROS. Es war finster, niemand war da um uns zu helfen, und die vom Vercharterer vorgeschlagene Anlegemöglichkeit war durch den Wind zu gefährlich. Schließlich fanden wir mit Hilfe eines Fremden doch einen Platz.

Dieser Umweg nach PAROS kostete uns ohne Notwendigkeit einen ganzen Tag, den wir äußerst ungemütlich im Auf und Ab der Wellen verbringen mussten. Dieser Tag fehlte auch unserem Zeitplan, so dass wir längere Schläge als geplant fahren und so manche Ankerbucht auslassen mussten. Durch die knappere Zeit konnten wir weniger segeln und mussten dafür öfter als geplant direkt mit dem Motor das Ziel ansteuern. Schade, es wäre schöner möglich gewesen.

Ich war stolz auf das Durchhaltevermögen meiner Crew, aber entsprechend sauer auf den Vercharterer.

 Die Situation eskaliert

Man sollte meinen, der Vercharterer hätte sich jetzt bei uns bedankt, den Umweg begründet, sich vielleicht sogar für die unnötige Belastung entschuldigt oder uns wenigstens jetzt alle Hilfen gegeben.

Statt dessen wurde plötzlich behauptet, dass es vereinbart gewesen wäre, dass wir die Reparaturkosten selbst bar bezahlen sollten. Davon war vorher nie die Rede gewesen. Wir hatten aber keine Chance, denn der Vercharterer hatte uns in eine Zwickmühle gebracht: Wenn wir nicht bezahlt hätten, dann hätte der Techniker den Ersatzteil wieder ausgebaut und ohne funktionierenden Anker hätten wir den Hafen nicht verlassen dürfen.

Ich bin normalerweise sehr kooperativ, aber unser Vertrauen an den Vercharterer war komplett verloren gegangen. Aus einer Mischung aus Erschöpfung und Ärger heraus entspann sich dadurch in einem Telefonat eine emotionale Diskussion, bei der ich niemand beleidigte, aber schließlich mit steigener Lautstärke dreimal sagte „Pay your bill! (Zahl deine Rechnung!)“.

 

Beispielsloser Psychokrieg

Unser Vercharterer schien sehr geübt darin zu sein, die Aufmerksamkeit von den Fakten wegzulenken, um einer zu erwartenden schlechten Bewertung zuvorzukommen. Dabei entstanden lange Mails mit breitem Verteilerkreis, in denen man in keiner Weise auf unsere Benachteiligung einging, sondern sich selbst mit hohen Idealen zu Sicherheit und Kundenorientierung darstellte. Geichzeitig scheute man sich nicht, belanglose Befindlichkeiten aufzubauschen und sogar falsche Behauptungen aufzustellen um mich als Skipper zu diskreditieren:

> Ich hätte das Verbot missachtet, in SANTORIN in die relativ seichte Marina Vlychada einzufahren. Es gab allerdings dazu kein Verbot, und die Empfehlung des Vercharterers, den Crewwechsel und das Abstempeln der neuen Crewliste im Fährhafen Athinio durchzuführen, war falsch, sie wurde uns dort von der Hafenpolizei strikt verboten. Das Schiff war nie gefährdet, weil wir in enger Abstimmung mit dem Hafenmeister einen geeigneten Platz gesucht haben.

> Ich hätte das Schiff gefährdet, weil ich gegen die Anweisung Richtung MILOS fahren wollte. Genau das Gegenteil war der Fall. Ich habe den Befehl nach PAROS zu fahren ausgeführt, obwohl er offensichtlich nur den Interessen des Vercharterers diente.

> Ich hätte im oben erwähnten Telefonat respektlos und mit lauter Stimme gesprochen. Ich habe sicher niemand beleidigt und gerade unter diesen Umständen sollten Emotionen nicht überbewertet werden. Unabhängig davon habe ich mich für diesen Punkt entschuldigt.

 

Schikanen beim Check-Out

Am Freitag 20.6.2025 liefen wir nach einer anspruchsvollen letzten Etappe wieder in die Olympic Marina in Lavrion ein. Der technische Check-Out war um 18:30 rasch erledigt. Nun war nur mehr der finanzielle Check-Out durchzuführen, aber man hatte offenbar beschlossen, uns zuerst mürbe zu machen.

Während andere Crews ins Hafenstädtchen Lavrion gemütlich essen gingen, saßen wir auf unserem Schiff fest, während die zuständigen Personen etwa 10 m von uns entfernt an einem Tischchen unter einem Sonnenschirm miteinander plauderten und meist nichts zu tun hatten. Ich habe mehrmals interveniert, um 20:00 sogar schriftlich. Man sagte mir kühl, dass noch zwei Yachten vor uns wären.

Vielleicht hat man nur darauf wartet, dass ich die Nerven verliere, denn wir waren wieder in eine Zwickmühle gebracht worden. Wir konnten nicht weg, weil nächsten Tag zu Mittag unser Flieger ging. Wenn wir nämlich gegangen wären hätten wir am nächsten Tag sicher die Schuld für ein nicht erledigtes Check-Out zugeschoben bekommen. Deshalb machten wir das Beste aus der Sache, denn wir hatten noch genug zu essen und ein paar Bierchen waren schnell besorgt.

Gegen 21:00 kam dann der zuständige Mitarbeiter an Bord. Ungewollt zeigte sich aber bei uns die vom Vercharterer gewünschte Wirkung: Wir hatten nach einem langen Tag auf See und der nervlichen Anspannung durch die Schikane nicht mehr die Ausdauer, um unseren Anspruch gegen das rigorose Nein unseres Gesprächspartners, der das abschließende Gespräch führte, durchzusetzen.

Wir einigten uns schließlich darauf, dass unser ausgelegter Betrag über die von uns gestellte Kaution abgerechnet wurde und er uns am nächsten Tag die offiziellen Rechnungen für Ersatzteile und Arbeit zusenden würde. Es hat dann noch 8 Tage und eine Intervention meines österreichischen Vermittlers gebraucht, um die Rechnungen zu bekommen, die ich dann an meine Kautionsversicherung weitergeben konnte.

 

Was habe ich daraus gelernt?

Unterm Strich habe ich nichts verloren, denn meine Kautionsversicherung hat die Rechnung bezahlt und die Stimmung und die hohe Moral an Bord hat nicht wirklich gelitten. Ich verbuche es zudem als interessante Erfahrung, auch einmal so einen Partner kennengelernt zu haben. Es war sogar eine wertvolle Lernerfahrung, denn ich bin jetzt besser vorbereitet für den Fall, dass einer meiner Partner eben nicht meine Interessen im Auge hat, sondern nur die seinen.

Konkret nehme ich Folgendes mit:

> Ich würde mir die Fakten auf der befohlenen Route vorher noch genauer anschauen, nicht nur die Länge der Strecke, sondern auch Gegenwind und Gegenstrom noch mehr berücksichtigen. Dadurch wären meine Argumente klarer und sicherer geworden.

> Wahrscheinlich würde ich die Fahrt nach PAROS gar nicht antreten, sondern deutlich machen, dass einige Personen aus meiner Crew dazu nicht in der Lage sind. Der Crew der ersten Charterwoche hätte ich diesen Riesenschlag beispielsweise nicht zumuten können. Die aktuelle Crew war allerdings hoch motiviert und hat es auch durchgezogen. Ich hätte dennoch die Verantwortung dafür übernehmen sollen, sie nicht derart zu belasten.

> Wenn ich in Zukunft erkennen kann, dass mich ein Partner geschickt in Zwickmühlen bringt, möchte ich mich entspannter in das Unvermeidliche fügen, statt zu kämpfen. Gerade im Urlaub. Diese Leute kämpfen in ihrem eigenen Revier und mit Waffen, die ihnen vertraut sind. Sie geben nicht nach, wenn sie sich auf dem längeren Ast wissen.

> Ich würde wie auch diesmal eine gute Kautionsversicherung abschließen, die im Zweifelsfall einspringt. Also nicht jene, die über den Vercharterer obligat für € 270,00 abzuschließen war, denn diese hatte einen Selbstbehalt von € 800,00. Wenn ich die Differenz nicht zusätzlich versichert hätte, wäre ich auf den € 745,00 sitzen geblieben.

> Ich würde zwar nach wie vor alle unrichtigen Argumente zurückweisen und versuchen meine Ziele zu erreichen. Ich würde aber den verständlichen Drang, meine Emotionen zu zeigen, im eigenen Interesse noch mehr im Zaum halten.

> Wenn ich zukünftig sehe, dass sich die Argumente wiederholen, würde ich mich noch mehr auf meine Fähigkeiten zur Konfliktlösung konzentrieren, noch schneller und noch verbindlicher das persönliche Gespräch suchen und versuchen eine Verhandlungslösung zu erreichen.

> Ich würde Bewertungen auf Google etc. noch aufmerksamer zu lesen.

 

In diesem Sinne, liebe Seglerkollegen, wünsche ich uns allen viele weitere, unbeschwerte Segelwochen!

 

Max Schallauer

 

PS für Paare: Ähnliche Muster wie hier mit unserem Vercharterer kann man auch in Paarbeziehungen erleben, allerdings meist erst in der Phase eines zerstörerischen Rosenkriegs. Achtet darauf, dass es nicht so weit kommt!  😉