Die Verliebtheit am romantischen Beginn einer Beziehung ist ein Trick der Natur, bei der sie die unterschiedlichsten Verliebtheitshormone einsetzt, um so unterschiedliche Wesen wie Mann und Frau überhaupt zusammen zu bringen. Das ergibt ein herrliches Gefühl und setzt fast jede Vernunft außer Kraft. Es scheint dann schier unmöglich zu sein, ohne genau diesen Menschen zu leben. Liebesromane enden meist genau an diesem Punkt.
Im Gegensatz zu RomanschriftstellerInnen sehen wir Paartherapeuten die Verliebtheitsphase gelassener, denn die biochemischen Drogen verlieren nach spätestens zwei Jahren ihre Wirksamkeit. Der Alltag stellt sich ein und die rosarote Brille fällt ab. Dies ist der Zeitpunkt, an dem ein Paar bereits etwas Erfahrung mit den Mechanismen der Liebe haben sollte. Wir freuen uns deshalb immer sehr, wenn sich junge Paare zu unseren Paarseminaren anmelden, denn sie werden von diesen Erkenntnissen ihr ganzes Beziehungsleben profitieren.
Eine Beziehung ist ein Werkstatt für Persönlichkeitsentwicklung
Die Liebe selbst braucht eine bewusste Entscheidung füreinander und bestimmte Fähigkeiten für ein bewusstes gegenseitiges Eingehen auf den Partner, um richtig aufzublühen und Bestand zu haben. Durch diese konstruktive Auseinandersetzung reifen auch Mann und Frau in ihrer ganzen Persönlichkeit. Ohne diese Entwicklung in der Beziehung wird die Liebe automatisch weniger. Und wenn die Liebe in einer Beziehung fehlt, dann entsteht ein Liebesvakuum, das zwangsläufig zu Resignation und einem lieblosen Miteinander führt. Darum ist es ja so wichtig, rechtzeitig an der Beziehung zu arbeiten, spätestens sobald die Gegensätze nicht gut gelöst werden können.
Durch das Liebesvakuum kann sich dann in zufälligen Begegnungen eine neue Verliebtheit einstellen, aber diesmal nach außerhalb der Beziehung gerichtet. Sobald wir nämlich eine bestimmte Nähe zu einer anderen Person herstellen, kommen unbemerkt jene biochemischen Mechanismen ins Spiel, die eigentlich von der Natur erfunden wurden, um ungebundene Menschen zueinander zu führen. Dann wird das Leben wirklich kompliziert und oft sehr teuer, vor allem wenn man mit dem bisherigen Lebenspartner Kinder hat oder andere wichtige Lebensentscheidungen getroffen hat. Man ist plötzlich in des „Teufels Küche“.
Das Dumme dabei: Eine Auseinandersetzung mit der Liebe ist unausweichlich, denn die Verliebtheit vergeht auch mit einem neuen Partner so sicher wie das Amen im Gebet. Warum sollte man also nicht gleich mit dem bestehenden Partner bzw. Partnerin das Beste aus der einer Beziehung machen?
Dr. Maximilian Schallauer
Falls „es“ passiert ist:
Wenn die Beziehung durch die Stürme einer Außenbeziehung nicht bereits zerrissen wurde, dann hat auch die „alte“ Beziehung große Chancen. Wenn das Paar nämlich neu durchstartet und die bisher ungelösten Gegensätze richtig anpackt und auflöst, dann kann die nun neue alte Beziehung schöner und stabiler werden als sie es je war.